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Papst Franziskus besucht Ökumenischen Rat der Kirchen zu dessen 70. Gründungsjubiläum in Genf

 

Einleitung

1. 21. Juni 2018

2. 70 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen

Fazit

 

Einleitung

 

Papst Franziskus besuchte am 21. Juni 2018 anlässlich des 70. Geburtstages des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) dessen Zentralausschuss im schweizerischen Genf. Diese Meldung regt die Fantasie und die Kreativität an. Was ist alles möglich zwischen den christlichen Kirchen auf unserer Erde? Das am 21. Juni 2018 gezeigte Ergebnis ist äußerst nüchtern.

 

1. 21. Juni 2018

 

Das Datum des 21. Juni 2018 scheint zunächst willkürlich gewählt. Der 21. Juni ist der längste Tag im Jahr. In Rom scheint an diesem Tag 17 Stunden lang die Sonne. Sie steht in ihrem Zenit. Alles ist hell und klar und sehr oft ist das Wetter am 21. Juni bestens. Fünf Jahre früher, am 21. Juni 2013, ermordete Papst Franziskus, der gerade drei Monate im Amt war, morgens einen jungen Schweizer Gardisten, indem er ihm ein vom Frühstück mitgebrachtes Messer ins Herz stach. Der junge Mann brach an Ort und Stelle zusammen und starb. Auf die Hinterbliebenen und die Kollegen des jungen Schweizer Gardisten mag es wie Hohn wirken, wenn gerade an diesem Tag der Papst aus Argentinien in das Schweizerische Genf zu Besuch kommt. Denn der 21. Juni ist nicht der Geburtstag des "Ökumenischen Rates der Kirchen", sondern dessen Gründung erfolgte am 23. August 1948.(1) Am 25. und 26. August 2018 reist Papst Franziskus zum Weltfamilientag nach Dublin. Ein Besuch kurz vorher in Genf wäre möglich gewesen. Der 21. Juni 2018 ist ein aus Propagandazwecken gewählter Termin, um die Kritik an dem ersten Papst, der einen Menschen während seiner Amtszeit ermordet hat, zum Verstummen zu bringen. Der Besuch von Papst Franziskus in Genf war allerdings ökumenisch kein heller, klarer, hervorragender Siegeszug.

 

2. 70 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen

 

Dem "Ökumenischen Rat der Kirchen" (ÖRK) gehören 350 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere christliche Kirchen an. Er vertritt 550 Millionen Christinnen und Christen in über 120 Ländern.(2) Die römisch-katholische Kirche zählte 2015 etwa 1,3 Milliarden Mitglieder(3) in 94 Ländern(4). Die Übertragung des Gebetstreffens mit ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern des ÖRKs am Morgen in der Kapelle des Zentralausschusses in Genf verfolgten live auf YouTube etwa 100 Beobachterinnnen und Beobachter. Die Festrede von Papst Franziskus am Nachmittag im ökumenischen Zentrum in Bossey sahen 120 Beobacherinnen und Beobachter live im Internet. Beide Festlichkeiten mit Papst Franziskus wurden von Vatican Media Live übertragen und an die angeschlossenen Sender k-tv, Radio Maria, Radio Horeb etc. weitervermittelt. Die genaue Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer ist nicht bekannt. Sie dürfte im Vergleich zu den Mitgliedern der ökumenischen Kircheninstitution und der römisch-katholischen Kirche, die nicht Mitglied im ÖRK ist, im Promillebereich liegen.

Die beiden ökumenischen, geistlich geprägten Veranstaltungen waren getragen von einem sehr nachdenklichen, fast traurigen Ton. Da ist jedes Vorrundenspiel in der derzeit laufenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland spannender. Ökumenisch ist noch sehr viel Luft nach oben. Bis auf wenige Neuerungen hätten diese geistlichen Festivitäten genauso bereits vor zehn oder zwanzig Jahren stattfinden können.

Die Ansprache von Papst Franziskus am Morgen im Zentralausschuss des ÖRKs war von der Metapher des Weges geprägt. Papst Franziskus zentrierte seine beiden Ansprachen um die Begriffe "Gemeinsam den Weg gehen, beten und missionieren". Gerade das Missionieren, die römisch-katholische Kirche verwendet dafür den Begriff des Evangelisierens, komme meistens zu kurz, sagte Papst Franziskus. Er warnte davor, sich in Parteiungen zu spalten und weltliche Anforderungen zuerst zu beachten. Neuer Schwung sei in den vergangenen Jahren in die Ökumene gekommen durch die "Ökumene des Blutes", wie Papst Franziskus sein eigenes Konzept bezeichnet. Papst Franziskus meint damit das barmherzige Sich-Kümmern um Arme und Bedürftige und das starre Ausharren im Sinne des Evangeliums angesichts von kriegerischen Konflikten. Die "Ökumene des Blutes" ermutige, den Weg weiterzugehen. Bedenkt man, dass Papst Franziskus gerade an diesem Tag vor fünf Jahren unschuldiges Blut für Nichts vergossen hat, kann man die Tendenz zu einer "Ökumene des Blutes" nur kritisch würdigen.

In ihrer Ansprache hatte die Vorsitzende des Zentralausschusses des ÖRKs Dr. Agnes Abuom(5) in mehreren Beispielen die Zusammenarbeit des ÖRKs mit Institutionen der römisch-katholischen Kirche hervorgehoben. Mehrere Konflikte in afrikanischen Ländern habe sie selbst vor Ort begleitet. Frau Abuom, die selbst aus Kenia kommt, nannte dabei vor allem Burundi. Angesichts der seit 2015 sich stark entwickelnden Flüchtlingskrise und der sich immer wieder in Todesgefahr begebenden Afrikanerinnen und Afrikaner, die sich Schleusern mit Flüchtlingsbooten anvertrauen, die sie über das Mittelmeer nach Europa bringen sollen, scheint die Arbeit von Frau Abuom wenig ertragreich zu sein. Eine selbstreflexive Kritikfähigkeit suchte man in allen Ansprachen anlässlich des 70. Gründungsjubiläums des ÖRKs vergeblich. Nicht nur die Wortwahl der Selbstbezeichnungen des ÖRKs, sondern auch die Ausgestaltung der Feierlichkeiten mit Papst Franziskus erwecken den Eindruck einer sich selbst verwaltenden kirchenintern wirkenden Institution.

Besonders der Redebeitrag von Frau Abuom zur Frauenfrage weckte das Interesse der anwesenden Frauen. Die Vorsitzende des Zentralausschusses des ÖRKs sagte, die Frauen hätten sich an diesem Tag bewußt in Schwarz gekleidet, um auf die gewaltsamen Misshandlungen von Frauen weltweit aufmerksam zu machen.(6) Ein größeres Armutszeugnis hätte sich der ÖRK kaum ausstellen können. Papst Franziskus wünscht sich immer "eine arme Kirche". Typisch protestantisch, Frau Abuom ist Anglikanerin, entwickeln protestantische Kirchen kein eigenes Konzept gegen die Gewalt gegen Frauen, sondern übernehmen eine aus dem säkularen Bereich kommende Aktion von Stars und Schauspielerinnen aus Cannes und Hollywood. Schlummert in jeder nicht-katholischen Geistlichen, die mit dem Papst auf einer Bühne steht, der Wunsch, ein Star zu sein und entpuppt sie sich damit nicht doch nur als Schauspielerin? Wie wenig haben die dem ÖRK angeschlossenen Kirchen heutzutage in einer sich immer stärker säkularisierenden Welt zu sagen? Können die protestantischen und orthodoxen Kirchen noch wirksam Zeichen setzen?

Die Versäumnisse des ÖRKs der vergangenen 70 Jahre kamen bei den Festlichkeiten in Genf nicht zur Sprache. Wie oft musste sich Papst Benedikt XVI. auf seinen Apostolischen Reisen für nicht bearbeitete Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche in vielen Ländern dieser Erde entschuldigen! In den protestantischen Kirchen und in den orthodoxen Kirchen hört man nichts von Aufklärungs- und Aufarbeitungskampagnen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche.

Papst Franziskus verwies in seiner Ansprache im Zentralausschuss des ÖRKs auf die biblische Bedeutung der Zahl 70. Jesus habe in der Bergpredigt im Matthäus-Evangelium im sechsten Kapitel gemahnt, man solle sieben mal siebzig Mal vergeben. Dies betraf am 21. Juni 2018 nicht nur die Zusammenarbeit mit dem ÖRK. Papst Franziskus hat an diesem Tag auch sich selbst gemeint. Er beansprucht die Vergebung der Familie und der Kollegen des jungen Schweizer Gardisten, den er an diesem Tag vor fünf Jahren getötet hat. Andererseits lanciert der Vatikan genau an diesem Tag die Meldung, dass der ehemalige Washingtoner Erzbischof Theodore Kardinal McCarrick wegen angeblich begangenen sexuellen Missbrauchs vor 45 Jahren vom Dienst suspendiert wurde.(7) Mord widerspricht dem fünften Gebot. Mord verjährt nach deutschem Recht nie. Doch Papst Franziskus möchte gerade am fünften Jahrestag seines Mordes mit seiner ökumenischen Kompatibilität glänzen. Sexueller Missbrauch verjährt. Zumindest wird es kein Land der Welt geben, in dem sexueller Missbrauch noch nach 45 Jahren einer strafrechtlichen Disziplinierung unterliegt. Dem ehemaligen Washingtoner Erzbischof Theodore Kardinal McCarrick, der von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt wurde, ist jedenfalls nach 45 Jahren (immer noch) nicht vergeben. Jesu Worten zufolge, die in der Bergpredigt im Matthäus-Evangelium in Kapitel 5 in den Versen 17 und 18 überliefert sind, ist er nicht gekommen, das Gesetz des Mose aufzulösen, sondern um es zu erfüllen. Eines ist sicher: Jesus hat nicht mit zweierlei Maß gemessen. Dem Papst wird alles vergeben, allen anderen nicht. Ein Papst braucht keinen Gerichtsprozess zu scheuen. Andere müssen zehn Jahre und mehr auf eine Gerichtsverhandlung warten. Wieder anderen wird erst nach 45 Jahren ein fiktiver Prozess gemacht, indem sie des Amtes enthoben werden.

 

Fazit

 

"Frieden, Gerechtigkeit und Einheit" war und ist das Motto des ÖRKs. Von allen drei Verheißungen sind sowohl die römisch-katholische Kirche mit ihrem Oberhaupt, dem Papst, wie auch die ökumenische Institutionengemeinschaft des ÖRKs weit entfernt. Der lange Zeitraum von 70 Jahren, in dem es seit rund fünfzig Jahren eine Zusammenarbeit mit Institutionen der römisch-katholischen Kirche gibt, verschleiert, dass noch weite Bereiche der ökumenischen Zusammenarbeit gar nicht angegangen wurden. Die theologischen Diskurse stagnieren. Stattdessen verlegen sich beide institutionelle Vereinigungen auf gravierende ethische Probleme in Kriegs-, Krisen- und Konfliktgebieten. Das karitative Engagement verschleiert die noch ausstehenden Vereinigungsprozesse auf spiritueller und theologischer Ebene. Ohne diese wird es aber zu keiner wirklichen Einheit im Frieden und in Gerechtigkeit kommen. Dass verbale Attacken, wie sie noch in den 1950er und 1960er Jahren üblich waren, inzwischen unterlassen werden, reicht nicht aus für eine friedliche, geeinte Existenz. Blickt man auf das 70. Gründungsjubiläum des ÖRKs, so wird deutlich, dass der Weg zu einer friedlichen, geeinten Koexistenz oder sogar zu einer friedlichen und gerechten Einheit noch sehr weit ist, wenn er in Wahrheit und in der Achtung des Wortes Gottes gegangen werden wird.

 

Elke Göß

 

(1) vgl. Ökumenischer Rat der Kirchen, https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kumenischer_Rat_der_Kirchen,21.06.2018

(2) vgl. Ökumenischer Rat der Kirchen, https://www.oikoumene.org/de,21.06.2018

(3) vgl. Römisch-katholische Kirche, https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-katholische_Kirche,21.06.2018

(4) vgl. Weltkirche, http://www.kathpedia.com/index.php?title=Weltkirche,21.06.2018

(5) vgl. Dr. Agnes Abuom. Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, https://www.oikoumene.org/de/about-us/organizational-structure/leadership/dr-agnes-abuom,21.06.2018

(6) Hätte sich je eine Geistliche oder ein Geistlicher des ÖRKs für eine durch sieben katholische Polizisten und Sicherheitskräfte im Vatikan am Ostersonntag 2008 vergewaltigte evanglisch-lutherische Pfarrerin eingesetzt, die noch zehn Jahre später gegen die Gesundheitschädigungen zu kämpfen hat, wüßte dies Elke Göß, Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (ohne Dienstauftrag).

(7) vgl. KNA/Vatican News - pr (2019): USA: Vatikan suspendiert früheren Erzbischof vom Priesteramt, https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2018-06/usa-kirche-missbrauch-mccarrick-vatikan.html,21.06.2018

 

21. Juni 2018

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Update: 2. Oktober 2023

Installation: 10. Mai 2018

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