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Der Zeitonline-Journalist Raoul Löbbert vergreift sich im Ton, wenn er Papst em. Benedikt XVI. zum Schweigen auffordert. Er kann das neue „Zölibatsbuch“ nicht gelesen haben

 

Das Buch „Des profondeurs des nos coeurs“ von Benedikt XVI. und Robert Kardinal Sarah kommt heute in französischer Sprache heraus. Bei deutschen Buchhändlern ist es noch nicht einmal angekündigt. Nach Auskunft einer Buchhandlung in Regensburg muss man damit rechnen, dass die deutsche Ausgabe in etwa drei Monaten erscheinen wird. Der Verlag Fayad plant eine deutsche Ausgabe noch im Januar 2020.(1) Auch der Vorabdruck in „Le Figaro“ vom 12. Januar 2020 ist beispielsweise in Regensburg nicht zu bekommen. Dennoch geht die Presseschelte über Papst Benedikt XVI. bereits jetzt in die Vollen. Kurz gesagt: Ein solches Vorgehen ist unseriös.

Raoul Löbbert(2) schreibt in Zeitonline(3) einen despektierlichen Artikel, dessen Anmaßungen die Grenzen des guten Tons weit hinter sich lassen. Raoul Löbbert beginnt damit, dem emeritierten Papst Ungehorsam gegenüber Papst Franziskus vorzuwerfen. Da hat der WDR-Journalist noch kein einziges Argument verbraucht, mit dem er seine außerordentlich despektierliche Anschuldigung begründen würde. Tief aus der Historie holend zitiert Raoul Löbbert die Enzyklika von Papst Leo XIII. von 1890 „Sapientiae christianae“. Meint der Journalist, ein emeritierter Papst und ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation, der noch dazu gesundheitlich schwer betroffen ist(4), würde am Ende seines Lebens, in dem ihm die römisch-katholische Kirche alles bedeutet hat, den Papst angreifen? Meint Raoul Löbbert, dass Robert Kardinal Sarah das Buch zur Veröffentlichung gegeben hätte, ohne es vorher von der Glaubenskongregation lesen zu lassen? Meint Raoul Löbbert, dass Papst Franziskus geistlichen Rückhalt von einem Zeit-Journalisten braucht? Meine Raoul Löbbert, dass er mehr zu sagen hat wie ein Kardinal und ein emeritierter Papst? Ja, Raoul Löbbert hält sich für versiert genug, den emeritierten Papst zu blamieren.

„Ex-Papst, Papst emeritus oder was auch immer Benedikt heute kirchenrechtlich ist“ – diese changieren ist eine Frechheit. Sieben Jahre nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. ist Raoul Löbbert noch immer nicht fähig, den aktuellen und kirchenrechtlich korrekten Titel von Papst em. Benedikt XVI. zu verwenden. Wie soll man in der Folge solch verbal despektierlicher Entgleisungen den Anschauungen von Raoul Löbbert noch folgen wollen? Er selbst überhöht seinen Fauxpas noch dadurch, dass er Papst em. Benedikt XVI. mehrmals vorwirft, er solle schweigen. Geht’s noch? Und das von einem Journalisten? Auch für Papst em. Benedikt XVI. gilt die Meinungsfreiheit. In Deutschland zählt sie zu den Grundrechten und kann einem emeritierten Papst nicht durch einen halsstarrigen Journalisten abgesprochen werden, der offensichtlich die Grundlagen seiner eigenen Profession (Meinungsfreiheit und Pressefreiheit) verletzt. Selbst wenn Papst em. Benedikt XVI. vor sieben Jahren beschlossen hat, zu schweigen, so kann er doch reden, wenn er will. Es ist auch mega-albern, zu glauben, dass ein bald 93-Jähriger eine Gefahr für einen seit sieben Jahren amtierenden Papst darstellt. Das Verhältnis ist erstaunlich gut zwischen Papst Franziskus und Papst em. Benedikt XVI. Ich habe in den vergangenen 13 Jahren sehr viel Zeit in Rom verbracht. Deshalb würde ich den Kinofilm „zwei Päpste“ als quasi authentisch bezeichnen und ihm das Prädikat „besonders wertvoll“ verleihen. Diesen Film kann man sich auch zwei Mal und noch öfter ansehen. Raoul Löbbert sollte sich dafür viel Zeit nehmen.

Auch das Verhältnis zu Robert Kardinal Sarah und Papst Franziskus ist ausgezeichnet. Kardinal Sarah saß heute bei der Generalaudienz in der Sala Paolo VI mit Papst Franziskus in der ersten Reihe auf dem Podium ganz vorne und er war der Erste, der nach der Generalaudienz Papst Franziskus grüßen durfte. Live wurde die Generalaudienz von Vatican News und k-tv übertragen. Wer kann bei solchen Live-Szenen von einem Zerwürfnis oder von einer Gefahr für Papst Franziskus ausgehen? Papst Franziskus selbst tut es offensichtlich nicht, denn um in der ersten Reihe auf dem Podium einen Platz zu bekommen, braucht man eine Einladung. Somit kann es auch von Seiten der Glaubenskongregation keine Bedenken gegen das neue Buch von Kardinal Sarah und Papst em. Benedikt XVI. geben. Man würde niemand in der ersten Reihe platzieren, wenn man ihm Ungehorsam gegen den Papst vorwerfen würde. Nur der Glaubenskongregation steht zu, darüber zu entscheiden und Papst Franziskus würde, wie jeder Papst, auf Bedenken der Glaubenskongregation sofort reagieren. Damit ist alles geklärt. Im deutschsprachigen raum wird man noch Monate auf die deutsche Fassung warten müssen.

Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt. Das neue Buch von Kardinal Sarah und Papst em. Benedikt XVI. wurde in Absprache mit Papst Franziskus geplant. Ziel ist nicht eine Gegen-reformation. Ziel ist es, die sehr konservativen Befürworter des Zölibats mit Argumenten hinter der Linie von Papst Benedikt XVI. zu versammeln. Kardinal Sarah eignet sich in besonderer weise als Verbindungsmann zu den Erzkonservativen. Wenn sich etwas in der Frage des Zölibats ändert, würden gerade die Erzkonservativen opponieren. Mit dem Buch „Des profondeurs des nos coeurs“ wird ihnen die Linie aufgezeigt, hinter die sie nicht zurückfallen sollten. Auch sprachlich nicht. That’s it. Das Buch wurde nicht geschrieben, damit sich uninformierte Journalisten aufregen, die den Text nicht gelesen haben (können) und die Menschen zu beeinflussen versuchen, dem kirchlichen Leitungspersonal zu misstrauen und fachfremde Forderungen nach der Abschaffung des Zölibats zu stellen.

Lesetipp: Benoit XVI./Sarah Robert Kardinal (2020) Des profondeurs des nos coeurs, Paris

 

Elke Göß

 

(1) Vgl. religion.ORF.at/APA/dpa (2020): Zölibatbuch mit Benedikt XVI. auf Cover erschienen, https://religion.orf.at/stories/2997186/,15.01.2020

(2) Vgl. Löbbert Raoul (2020): Wahlen im Osten – Rücken wir weiter auseinander? https://www1.wdr.de/daserste/presseclub/gaeste/gast-raoul-loebbert-zeit-100.html,15.01.2020

(3) Vgl. Löbbert Raoul (2020): Zölibat. Papa emeritus taugt nicht zum Revoluzzer, https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-01/zoelibat-benedikt-xvi-papst-franziskus-katholische-kirche-reform,15.01.2020

(4) Vgl. Ein Besuch bei Papst Benedikt XVI. em. Klein Bayern im Vatikan, https://www.br.de/mediathek/video/ein-besuch-bei-papst-benedikt-xvi-em-klein-bayern-im-vatikan-av:5e0e845fb2029e001a396fa0,15.01.2020

Zu beachten ist, dass der Bayerische Rundfunk den korrekten Titel des emeritierten Papstes nicht richtig nennt. Es müsste heißen. „Ein Besuch bei Papst em. Benedikt XVI. Klein Bayern im Vatikan“.

 

15. Januar 2020

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Update: 2. Oktober 2023

Installation: 10. Mai 2018

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